| Am 28. Juli 2010 führten über 200 junge Antifaschist_innen und Anarchist_innen vor dem Gebäude der Stadtverwaltung in dem Moskauer Vorort Chimki eine Spontandemonstration zur Erhaltung des Waldes in Chimki durch, der in diesen Tagen aus Geschäftsinteressen heraus gerodet wurde. Die Aktion, im Verlauf derer mehrere Fensterscheiben zu Bruch gingen, erhielt in der Öffentlichkeit viel Aufmerksamkeit. Die Behörden ihrerseits reagierten mit Repressionen. Am Tag nach der Aktion wurden zwei bekannte Aktivisten verhaftet, Aleksej Gaskarow und Maxim Solopow. Ihnen drohen bis zu sieben Jahre Haft wegen Vandalismus, obwohl keinerlei Beweise für ihre Beteiligung an einer Straftat vorliegen. Auf andere Aktivisten, hauptsächlich aus dem antifaschistischen Umfeld, wird eine regelrechte Hetzjagd veranstaltet. Der Kampf um den Erhalt des Waldes in Chimki wird bereits seit drei Jahren geführt. Nach den vom Staat genehmigten Plänen soll die erste kostenpflichtige Autobahn Russlands zwischen Moskau und St. Petersburg ausgerechnet durch dieses Waldgebiet führen. Dies hat eine Verschlechterung der ökologischen Situation zur Folge und bringt die lokale Bevölkerung und die Einwohner Moskaus um ein weiteres Naherholungsgebiet. Trotz Alternativrouten, die keine Waldrodung erfordern, und lautstarkem Protest von Umweltschützern und einfachen Bürgern gegen die ausgewählte Route, weigerten sich der Staat, die Stimme der Öffentlichkeit zur Kenntnis zu nehmen. Im Gegenteil, staatliche Stellen unternahmen oftmals Schritte zur Einschüchterung ihrer Kritiker. So haben die Behörden im Chimki gemeinsam mit den Bauträgern nicht nur einmal Gewalt gegen die Waldschützer angewandt: Sie ignorierten die öffentliche Meinung, lehnten die Genehmigung von Protestaktionen ab, engagierten Nationalisten zur Auflösung friedlicher Proteste von Umweltschützern und lokaler Bevölkerung, ließen ohne gesetzliche Grundlage Journalisten festnehmen und misshandeln. Unbekannte haben einen Kritiker der lokalen Machthaber, den Chefredakteur der „Chimkinskaja Prawda“ Michail Beketow, zum Krüppel geschlagen und den Layouter einer anderen Oppositionszeitung, Sergej Protazanow, ermordet. Nach der Aktion am 28. Juli 2010 haben die russische Miliz und Sondereinheiten eine beispiellose Jagd auf Antifaschisten eröffnet. Wer wenigstens ein Mal als Antifaschist ins Blickfeld des Zentrums für Extremismusbekämpfung und des FSB geriet, wird unter Missachtung aller gültigen Rechtsnormen und unter Zwang zu Verhören verschleppt, während in den Wohnungen unrechtmäßige Hausdurchsuchungen stattfinden. Und in einigen Fällen gehen die Ermittler bis zur Ausübung grober physischer Gewalt, um die erwünschten Aussagen aus den Verhörten heraus zu prügeln. Erschrocken über die anwachsenden Proteste gegen die Waldrodung in Chimki, zeigte der Staat endlich Einsicht und stellte seine Bereitschaft unter Beweis, die ausgewählte Route einer Prüfung zu unterziehen. Doch stellt dies keinen Sieg dar. Aleksej Gaskarow und Maxim Solopow befinden sich weiterhin in U-Haft, sozusagen als Geiseln der Staatsmacht. Ende September steht der nächsten Haftprüfungstermin für Aleksej und Maxim an. All diejenigen, denen das Schicksal der beiden nicht gleichgültig ist, werden aufgerufen, alles ihnen mögliche zu tun für ihre Freilassung. Die Kampagne zur Freilassung der Geiseln von Chimki ruft zu internationalen Aktionstagen vom 17. bis 20. September auf, um Druck auf die russischen Behörden auszuüben und mit dem Ziel, die Freilassung von Aleksej und Maxim zu erreichen. Wir rufen dazu auf, Aktionen vor Botschaften, Konsulaten, Handels- und Kulturvertretungen der Russischen Föderation zu organisieren, und auf öffentlichen Veranstaltungen und Konzerten, die in einer Verbindung zu Russland stehen, Aufmerksamkeit herzustellen. Ebenfalls sollen Faxe und Protestschreiben an das zuständige Gericht, die Staatsanwaltschaft und die Staatsführung gerichtet werden (Wir schlagen dafür den 20. September vor). Die für die Proteste notwendigen Adressen und weitere Einzelheiten über die Repressionen in Russland werden wir gesondert mitteilen. Informationen werden außerdem in Kürze auf unserer Webpage http://khimkibattle.org in englischer, deutscher, russischer und französischer Sprache vorliegen. Die AAZ solidarisiert sich mit den Gefangenen Freiheit für alle Gefangenen!!! |