Gucci, Hermès, Cartier & Co.: Stoppt das Schlangenschlachten in Indonesien!
Die Schweiz gilt als weltweit größter Händler von Produkten, die aus artengeschützten Tieren hergestellt werden. Allein die Uhrenindustrie importiert jährlich mehr als eine Million Armbänder aus dem Leder gefährdeter Reptilienarten.
Der Branche und der exklusiven Kundschaft scheint egal zu sein, unter welchen Qualen die Tiere leiden müssen, um als Accessoire zu enden. Der Beitrag der Rundschau (Link) zeigt, wie Bindenwarane zusammengeschnürt werden und oft tagelang in Plastiktüten so verharren müssen, bis sie per Hammerschlag auf den Kopf getötet werden. Viele der Tiere überleben diese schweren Verletzungen jedoch, um dann bei lebendigem Leib gehäutet zu werden. Schlangen „wässert" man zusätzlich vor der Häutung: An einem Haken durch den Oberkiefer werden sie fixiert und durch einen Wasserschlauch gefüllt. Dies dehnt die Schlangen und ermöglicht gerade Schnitte für die Häutung. An den Bewegungen der Tiere ist dabei eindeutig zu erkennen, dass sie während des gesamten Vorgangs noch am Leben sind.
Schockierend ist angesichts dieser Bilder, dass die meisten der kritisierten Unternehmen kaum eine angemessene Reaktion zeigen. Im Interview mit Jean-Daniel Pasche, dem Präsidenten des Schweizer Verbandes der Uhrenindustrie, erklärt dieser beispielsweise, die Frage des Tierschutzes sei bisher nicht in den Organen der Unternehmen besprochen worden – und daher könne er sich nicht dazu äußern.
Das Thema Tierschutz ist allerdings besonders drängend. Die „Echsenjäger" spüren die Folgen der übermäßigen Jagd auf die seltenen Reptilien bereits sehr stark. An die zehn Exemplare fangen sie nur noch in einer Nacht – so selten sind die Tiere schon geworden. Schließlich exportiert Indonesien alleine an die 400.000 Häute des Bindenwarans. Die Fangquoten werden von den Ländern selbst festgelegt – auch ohne wissenschaftliche Grundlage zum Bestand. So liegt die Quote für Netzpythons in Indonesien bei 157.000 Exemplaren pro Jahr. Zusätzlich wird die Exportquote auch noch überschritten, wie die NGO Traffic belegen kann, die den Handel geschützter Tierarten untersucht. Indonesische Firmen schmuggeln ungegerbte Häute etwa nach Malaysia. Hier werden Exportbewilligungen eingekauft, die auf die Fangquote Malaysias angerechnet werden.
Die Quellenangaben sind ohnehin als zweifelhaft einzustufen. In der Schweiz ist der Handel mit artengeschützten Tieren ebenfalls bewilligungspflichtig.
Doch teilweise tragen auch dort die entsprechenden Dokumente für Netzpythons aus Indonesien das Kürzel für „Zucht" – obwohl diese Zuchten nicht existieren. Darauf angesprochen, antwortet das zuständige Schweizer Bundesamt, die Information demnächst weiterzuleiten und CITES (the Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora), die zentrale Stelle für Exportbewilligungen, auf den Fehler aufmerksam zu machen.
Bisher reagierte allein der Uhrenkonzern Swatch sofort auf den Beitrag. Konzernchef Nick Hayek, Jr. streicht Produkte aus fragwürdigen Quellen radikal aus dem Sortiment – auf Armbänder aus Alligatorenleder, das aus nordamerikanischen Züchtungsbetrieben bezogen wird, soll allerdings nicht verzichtet werden. Auch diese Bezugsquellen will Swatch aber prüfen.
Gucci verfügt über eine eigene Gerberei für die importierten Häute – äußerte sich bisher jedoch nicht. Hermès und Cartier weisen lediglich darauf hin, der Handel erfolge gesetzeskonform. Bally behauptet, das verarbeitete Pythonleder stamme aus indonesischen Zuchten, die es – laut Schweizer Bundesamt – gar nicht gibt.
Rettet den Regenwald fordert die Schweizer Modeunternehmen und den Schweizer Verband der Uhrenindustrie dazu auf, kein exotisches Leder artengeschützter Tiere mehr zu importieren. Die Fang- und Verarbeitungsmethoden sind grausam und als Tierquälerei zu bezeichnen. Des Weiteren stellt der Handel eine große Gefahr für die Artenvielfalt der Regenwälder dar.
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